Es gibt zu wenig echte, niederschwellige Kulturarbeit in den Gemeinden. Mit jedem Tag, der vor den Wahlen verstreicht, wird das deutlicher. Nur Säle hinzustellen und ein kleines Team von Kultureinkäufern und Technikern zum unterhaltsamen Bespielen abzustellen, ist zu wenig; geschweige denn, lediglich die wichtige lokale Kulturvereinsarbeit mit etwas Geld zu gewährleisten. Es braucht auch an der Basis mehr professionell durchdachte Kulturprojekte – und nicht noch mehr steinerne Hüllen ohne Inhalt auf lokaler Ebene.
So hart wie das klingt, wird es doch aktuell an vier Positionen deutlich. Erstens: in der Einladung der am 15. Juni startende Veranstaltungsreihe „Debattekultur: eng Kulturdebatt“ in Neimënster. Zweitens: die Kritik von Richtung22; das Kollektiv moniert mit plakativem Aktivismus aktuell die Escher Kulturpolitik. Drittens: die nüchternen und ernüchternden (Besucher-)Zahlen aus den Bilanzen des Kulturhauptstadtprojektes Esch2022 und den darin angeschlossenen Südgemeinden. Viertens: die Stellungnahme des Forum Culture(s) zu den anstehenden Wahlen in einem offenen Brief. Und das sind nur die aktuell sichtbarsten Quellen.
Oder, um es mit dem Einladungstext zum Debattenforum in Nëimenster zu sagen: „D’un côté, les professionnel/les de la création artistique, qui défendent leurs compétences et leurs normes d’excellence sans forcément s’interroger sur les finalités civiques de leur travail. De l’autre, le monde associatif, lié aux classes populaires, qui propose des activités socioculturelles dévalorisées par les porteurs de la culture légitime. Un véritable clivage, source de ressentiment, a pu se développer au sein de la culture publique, très perceptible par les personnes qui travaillent sur le terrain.“
Wie das geht? Arbeit, Arbeit, Arbeit in niederschwelligen Projekten. Aber die ist – selbst noch so gut finanziert – leider nie so glanzvoll und sichtbar wie ein ausstaffiertes neues Kulturzentrum. Oder ist es gar schlimmer? Vielleicht spielt es aber sogar einigen Parteien in die Hände, dass sich möglichst immer weniger Menschen kulturell bilden sollen – schon zum leichteren Machterhalt …